Hermann-Sudermann-Preis für Dramatiker geht 2017 an Miroslava Svolikova

Die österreichische Dramatikerin Miroslava Svolikova erhält den mit 5.000 EUR dotierten Hermann-Sudermann-Preis für ihre Werke „die hockenden“ (Burgtheater Wien) sowie „Diese Mauer fasst sich selbst zusammen und der Stern hat gesprochen, der Stern hat auch was gesagt.“, das zu Beginn dieses Jahres im Schauspielhaus Wien uraufgeführt wurde.

 

Der Hermann-Sudermann-Preis für Dramatiker wird in Kooperation mit dem Deutschen Theater Berlin im Rahmen der „Autorentheatertage“ verliehen, eine Zusammenarbeit, die erfreulich und naheliegend zugleich ist. Denn Hermann Sudermann – meist gespielter Bühnenautor in den Jahrzehnten zwischen 1889 und 1910 – erlebte am Deutschen Theater zwischen 1896 und 1902 vier Uraufführungen seiner dramatischen Werke. Zuletzt war 1986 sein „Sturmgeselle Sokrates“, inszeniert von Thomas Langhoff, am Deutschen Theater zu sehen.

 

Die Preisträgerin wurde aus dem Kreis der AutorInnen ausgewählt, die bei dem Festival mit Uraufführungen bzw. Gastspielen ihrer Stücke vertreten sind. Der Preis würdigt herausragende Leistungen im Bereich der deutschen Dramatik, ist mit 5.000 EUR dotiert und wird alle zwei Jahre vergeben.

 

Der Jury gehörten die beiden Dramaturgen des Deutschen Theaters Berlin, Christa Müller und John von Düffel, sowie die Vorstandsmitglieder der Hermann Sudermann Stiftung, Dr. Karen Bork und Dorothea Steffens, an.

Die Jury begründet ihre Wahl wie folgt: In der scheinbaren Entfernung von Realismus und Aktualität enthalten die beiden Stücke ein Destillat unserer gesellschaftlichen Bedingtheiten und sind in ihrer Zeitenthobenheit zugleich im höchsten Maße politisch: Im kreiselnden Raunen der „hockenden“ ist das Psychogramm ressentimentwilliger und gewaltzugeneigter Milieus ebenso angedeutet wie in der Schwebe belassen. In einem irrealen Bereich jenseits von Handeln und Tat bewegt sich ihr zweites Stück „Diese Mauer“, das gleich einem irrlichternden Abgesang unsere abendländisch-europäische Lebenswelt beleuchtet.

Nichts verdichtet sich in Svolikovas musikalischer Sprache, die eher tupft als benennt, eher umkreist, als dingfest macht. In der sprachlichen Balance zwischen Konkretisierung und spielerischer Irreführung liegt das dramatische Potenzial der beiden Dichtungen, die, das Theater nicht bevormundend, ihm eine unausschöpfbare Welt eröffnen.

 

Miroslava Svolikova, 1986 in Wien geboren, studierte Philosophie in Wien und Paris,später Szenisches Schreiben bei uniT Graz und studiert heute an der Akademie der bildenden Künste Wien. Sie macht Musik, schreibt Dramen und Texte. Für ihr erstes Stück „die hockenden“ gewann sie 2015 den Retzhofer Dramapreis. Dank des Hans-Gratzer-Stipendiums des Wiener Schauspielhauses konnte sie 2016 das Theaterstück „Diese Mauer…“ verfassen. Im selben Jahr erhielt sie zudem den Nachwuchspreis des Schiller-Gedächtnispreises.

 

Cirka 80 Prozent der Autoren können heute noch nicht allein von ihrer schriftstellerischen Arbeit leben. Der Preis reflektiert diesen Umstand und sucht SchriftstellerInnen in ihrem literarischen Weg zu bestärken. Darin findet Hermann Sudermanns soziales Engagement seine Fortsetzung, der bereits 1928 mit einem großzügigen Legat notleidenden Kollegen zur Seite stand.

 

Die Preisverleihung findet am Mittwoch, den 21. Juni 2017, um 19:00 Uhr im Saal des Deutschen Theaters statt. Die Laudatio hält Nina Peters, Lektorin beim Suhrkamp Theaterverlag. Gern lädt die Hermann Sudermann Stiftung im Anschluss und zur Einstimmung zu einem Glas Sekt ein, bevor um 20:30 Uhr im Deutschen Theater das Gastspiel von „Diese Mauer fasst sich selbst zusammen und der Stern hat gesprochen, der Stern hat auch was gesagt“ in der Inszenierung von Franz-Xaver Mayr beginnt.

 

 

Ansprechpartner:

Deutsches Theater Berlin, Katharina Wenzel, Leiterin Kommunikation,

[email protected], T. 030-28 441 234

 

Hermann Sudermann Stiftung, Dr. Karen Bork, Geschäftsführerin,

[email protected], T. 030-547 101 85